Schönes Wochenende gehabt zu haben! Mit einem ungefährdeten 32:13-Erfolg gegen Tabellenschlusslicht HSG Hüllhorst haben die Handballdamen des TuS Nettelstedt nach der bitteren Pleite im Spitzenspiel erst ein Lebenszeichen gesendet und durften sich zwei Stunden und 35 Minuten später gar über ein unerwartetes Präsent freuen: Die gerade frischgebackenen Spitzenreiterinnen aus Häver haben sich in Meißen mammutmäßig auf die Stoßzähne nehmen lassen und ihre komfortable Ausgangsposition im Titelkampf gleich wieder hergegeben.
Das auf Wunsch der HSG auf Sonntagnachmittag verlegte Spiel sollte von Beginn an sichtbar unter dem Motto der Wiedergutmachung für die in Quernheim vergurkte Partie stehen, bei der man den zahlreichen mitgereisten Unterstützern über weite Strecken handballerische Magerkost geboten hatte. Die Liste der Forderungen war dabei nicht besonders lang, aber klar: Mutiges Verteidigen gegen den Ball, verschärftes Umschalten, Struktur im gebundenen Angriff und vor des Gegners Tor im Abschluss keine Gefangennahmen.
Sieben Minuten und 18 Sekunden sollte es dauern, bis die Gästecoaches Paul Reichelt und Niklas Röthemeier den Bremsfallschirm zogen und ihr Grün auf den Zeitnehmertisch legten. Bis dahin hatten Rica Löwenstein dreifach, Finnja Rohlfing und Annika Droste eine 5:0-Startführung herausgeworfen. Nach der Auszeit folgte noch das 6:0 (erneut durch Finnja Rohlfing), ehe den Gästen in der 9. Spielminute der erste Torerfolg gelang.
Das haftmittelunterstützte Ballspiel fiel den HSG-Damen erkennbar schwer, was sich in zahlreichen technischen Fehlern äußerte und in leichten Torerfolgen für den TuS niederschlug. Aber das allein ist nicht die ganze Wahrheit. Auch der sehr engagierten und lauffreudigen Deckungsarbeit war es zu verdanken, dass die Offensive der Gäste immer wieder ins Stocken geriet und ihre Stärken nicht entfalten konnte. So traf HSG-Toptorschützin Jil Sorhage über 60 Minuten ganze zwei Mal aus dem laufenden Spiel und Kreisläuferin Felizitas Fischer ging komplett leer aus.
Die weiteren Stationen der Spielstandsentwicklung lauteten 9:1 (13.), 11:2 (16.), 13:3 (20.) und 16:4 (26.). Mit einem Polster von 13 Treffern für den TuS verabschiedeten sich die Teams schließlich zum Pausentee in die Kabinen (18:5, 30.). Der Ausgang war entschieden, die vom Trainerteam ausgelobte Sieger-Pizza hätte wohl vorbestellt werden können.
Nach dem Seitenwechsel blieb es zunächst beim munteren Torewerfen auf der einen wie auch beim zermürbenden Bällewegschmeißen auf der anderen Seite. Die Hüllhorsterinnen trugen es weitgehend mit Humor – und mit Würde: In der Schlussphase begriffen es sie durchaus noch als freudigen Anlass, die Schallmauer der Zweistelligkeit geknackt zu haben. Wie schwierig es sein kann, in der Niederlage Haltung zu zeigen, wissen die TuS-Mädels nur zu gut aus eigener Erfahrung. Das Auftreten der HSG verdient deshalb Respekt und zeugt von einem intakten Mannschaftsgefüge.
Das Rennen um den Aufstieg ist damit vier Spieltage vor Saisonende wieder völlig offen. Mit dem neuen Spitzenreiter aus Stemmer, dem TuS, Meißen, Häver und Porta liegen eine Handvoll Mannschaften ganze drei Minuspunkte auseinander. Das beste Blatt halten dabei neben dem Tabellenführer Minden-Nord die TuS-Damen in der Hand: Aktuell können nur diese beiden Teams aus eigener Kraft nach dem Titel greifen.
Es scheint ganz so, als habe jemand beim Handballkreis seherische Fähigkeiten, mindestens aber ein Händchen bei der Spieltagsplanung gehabt. Der möglicherweise alles entscheidende Showdown TuS gegen HSV steigt nämlich ausgerechnet zum Saisonfinale am 4. Mai (Anwurf 18 Uhr, Sporthalle Nettelstedt). Damit es ein Aufstiegs-Endspiel werden kann, haben beide Anwärter allerdings zuvor noch knifflige Aufgaben zu lösen. Die Frauen aus Stemmer müssten unter anderem am kommenden Wochenende in Häver bestehen, der TuS hat mit Porta (Heim) und Meißen (auswärts) gar noch zwei Teams aus der Spitzengruppe vor der Brust.
TuS-Statistik: Feer, Hoffmann, Wiebe; Anna Aspelmeier (2), Droste (2), Halwe (1), Husemann (1), Kraus (2), Löwenstein (12/4), Rohlfing (6), Schmidtke, Schütte, Westerhoff (5), Wittemeier (1).