Die Scharte aus dem Hinspiel ausgewetzt, Tuchfühlung zur Tabellenspitze gehalten, Titelchancen gewahrt: Gegen die ersatzgeschwächte HSG Porta Westfalica hat der TuS Nettelstedt seine Hausaufgaben erledigt und das erste von erhofften drei „Endspielen“ im Schlussspurt der Bezirksliga-Spielzeit unerwartet deutlich gewonnen. Gestützt auf eine aggressive und lauffreudige Deckung wurde die HSG mit 37:19 (19:9) auf die Heimreise nach Veltheim geschickt.
Das vorletzte Heimspiel der Saison sollte für die TuS-Mädels ganz im Zeichen der Wiedergutmachung für die fahrige Vorstellung im Hinspiel stehen, bei dem man in eine verdiente 26:32-Niederlage einwilligen musste. Die Sterne standen dabei günstig für eine erfolgreiche Revanche. Weil bei den Gästen neben Top-Shooterin Melanie Gritzan weitere Stammkräfte fehlten, mussten sie auf Personal aus der Zweitvertretung zurückgreifen, um die Bank zu füllen. Beim TuS hingegen war mit Ausnahme von Ami Westerhoff und Vanessa Taddigs die aktuelle Bestbesetzung vollständig an Bord.
Die übliche Abtastphase zu Spielbeginn blieb erfreulich kurz. 42 Sekunden standen auf der Uhr, als Spielmacherin Finnja Rohlfing per Tempogegenstoß den Torreigen eröffnete. Vorausgegangen war zwar keine Abwehr-Glanztat, sondern ein unbedrängter technischer Fehler im HSG-Angriff, aber immerhin blitzte so früh zum ersten Mal das geforderte schnelle und konsequente Umschalten auf.
Der folgende Ausgleich zum 1:1 durch Juliane Schillaneck, die den Gästeangriff gefühlt als Alleinunterhalterin bestreiten und am Ende mit 7/1 Treffern erfolgreichste Schützin ihres Teams sein sollte, markierte bereits den letzten Gleichstand der Partie. Die gewohnt quirlige Laura Watermann erzielte die Treffer zum 2:1 und 3:1 (5.), und nach dem Anschlusstreffer zum 3:2, abermals durch Juliane Schillaneck, erhöhten Rica Löwenstein und Carlotta Schütte auf 5:2 (10.). Unmittelbar danach nahm Gästecoach Tomas Tonkunas seine Auszeit.
Was immer die darin vermittelte Botschaft gewesen sein mag, sie schien zunächst angekommen. Jedenfalls gingen die HSG-Frauen anschließend strukturierter zu Werke, hielten defensiv energischer dagegen und spielten vorn zielgerichteter auf ihre Chancen. Bis zum 8:6-Anschlusstreffer durch die zuletzt bärenstarke, aber in Nettelstedt über weite Strecken eher blass agierende Tayler Richards in der 17. Spielminute blieben sie so in Schlagdistanz, ehe sich der TuS mit einem 4:0-Lauf zum 12:6 (22.) erstmals leicht absetzen konnte.
In der Schlussphase der ersten Hälfte wirkte es dann, als seien den Gästen die Beine schwer geworden. Scheinbar mühelos legten die TuS-Mädels einen Zahn zu und enteilten noch vor dem Pausenpfiff zweistellig (18:8, 29.). Mit diesem Polster wurde auch der Gang in die Kabinen angetreten.
Der zweite Durchgang hielt keine größeren Überraschungen mehr parat. Die Gastgeberinnen zeigten weiterhin eine starke Defensivleistung und gutes Umschaltverhalten und bauten ihren Vorsprung sukzessive aus. Spätestens beim 29:13 (44.) durch Greta „Fischi“ Meier waren die Messen gelesen und nennenswerter Widerstand der Portanerinnen erloschen.
Wenn man ein Haar in der Suppe suchen wollte, wäre es im Umgang mit den eigenen Torchancen zu finden, der allerdings auch einer starken Torhüterleistung geschuldet war. Angesichts des Spielverlaufs scheint es jedoch eher angezeigt, Erfreuliches in den Vordergrund zu rücken: Trotz munteren Durchwechselns in Halbzeit zwei blieben nämlich die spielerische Linie erhalten, das Tempo hoch und die Abwehr stabil. Ein Sonderlöbchen verdiente sich Anna Aspelmeier, die in der Deckung einen herausragenden Auftritt hinlegte.
Am Ende ist ein unverhofft lockerer Heimsieg zu verzeichnen, der über weite Strecken souverän herausgespielt und aus Sicht der TuS-Anhänger entspannt anzuschauen war. Als Kampfansage in den Osten des Handballkreises taugt er bei realisitischer Betrachtung jedoch kaum. Dafür hatte Porta an diesem Tag und in dieser Besetzung einfach nicht genug in die Waagschale zu werfen.
Der nächste Gegner boxt aktuell in einer anderen Gewichtsklasse. Der Verletzungssorgen aus der Hinrunde weitgehend entledigt und zuletzt sechsmal in Folge siegreich, werden die „Mammuts“ aus Meißen den TuS auf einem anderen Niveau und zudem in einer ganz anderen Sportart fordern. Im Wilden Osten wird Trockenhandball gespielt – der haftmittelfreie Notbehelf für von herzlosen Kommunen stiefmütterlich behandelte Vereine.
Als wenn das nicht Herausforderung genug wäre, haben die Meißenerinnen überdies in Elena Reincke die herausragende Torfrau der Liga in ihren Reihen, die für zwei Dinge bekannt ist: erstens an einem besonders guten Tag ein Spiel gleichsam im Alleingang entscheiden zu können; zweitens überaus selten keinen besonders guten Tag zu haben. Da werden deutlich mehr Schmackes und Killerinstinkt im Abschluss erforderlich sein, um Zählbares zu verbuchen.
Anwurf zu diesem nächsten „Endspiel“ ist am kommenden Sonntag (21. April) um 16:45 Uhr in dem Ortsteil der großen Kreisstadt, dessen Name ein anständiger Nettelstedter nicht ausspricht. Die Adresse lautet Olafstraße 3, Postleitzahl 32423.
TuS-Statistik: Feer, Wiebe; A. Aspelmeier, Droste (3), Halwe (1), Husemann, Löwenstein (8/2), Meier (7), Püfke (4), Riechmann, Rohlfing (4), Schütte (3), Watermann (6/1), Wittemeier (1)