Nach vier Auswärtsspielen in Folge durften die TuS-Handballerinnen am Samstagabend endlich wieder in heimischer Halle an das Leder und sie machten das Beste daraus: die vorläufige Tabellenführung. Mit dem TuSpo Meißen bezwangen sie Dank einer geschlossen starken Teamleistung das bis dato einzig ungeschlagene Team der Liga 27:20 (14:12).
Hatte das zuletzt von der Verletzungspest befallene Gästeteam vor 14 Tagen gegen die HSG Petershagen/Lahde gerade neun einsatzfähige Spielerinnen auf das Parkett bringen können, waren es pünktlich zum Spitzenspiel wieder 14. Zwar musste Antonia Böhne noch immer verletzt passen – wir wünschen weiterhin gute Genesung – ansonsten konnte aber in Big-Band-Stärke musiziert werden. Und einen kleinen Transfer-Coup hatte Trainerfuchs Dietmar „Latscho“ Niemann auch noch im Köcher: Paula Gerisch, sonst mit dem HSV Wuppertal in der Verbandsliga Nordrhein aktiv, bestritt ihr erstes Saisonspiel für die Meißenerinnen.
Für einen wichtigen Teil der TuS-Belegschaft hingegen galt und gilt weiterhin: Teils sind sie in die Welt verstreut, sonst verletzt, krank, rekonvaleszent oder studientechnisch verhindert. Carlotta Schütte trägt Sombrero, Zoé Heitland einen Hut mit Krokodilzähnen dran. Vanessa Taddigs, Mara Voss und Maike Hoffmann konnten auch noch nicht wieder mittun und darüber hinaus musste man auf Clarissa Halwe, Chiara Husemann, Anna Aspelmeier und Greta Heinecke verzichten. Aus dem, was beim TuS aktuell fehlt, machen manche eine ganze Mannschaft.
Meißen erwischte den besseren Start und führte nach vier Minuten mit 0:2. Es sollte bis zur 7. Spielminute dauern, ehe Rica Löwenstein und Anni Droste den Ausgleich hergestellt hatten. Zwar stand die Abwehr von Beginn an gut und stellte die Gäste vor Probleme, aber das Umschaltspiel wollte zunächst nicht so recht in Gang kommen. Zudem waren Pass- und Wurfentscheidungen hüben wie drüben fehlerbehaftet. Folgerichtig wogte das Spiel über die ersten 20 Minuten hin und her. Nach dem erstmaligen Nettelstedter Führungstreffer (4:3, 14.) drehten die Meißenerinnen die Partie umgehend wieder auf 4:5 (16.).
Mit einem Drei-Tore-Lauf vom 6:6 (18.) auf 9:6 (21.) verschafften sich die TuS-Mädels etwas Luft und Selbstvertrauen. Zwar ließ sich Meißen auch anschließend nicht abschütteln, aber ein Zeichen war gesetzt: Hier gewinnt man nicht im Vorbeigehen, auch nicht als Tabellenführer. Mit zwei Toren Vorsprung für den TuS ging es in die Kabinen.
Nach dem Seitenwechsel wurde das Spiel mehr und mehr zu einem Abnutzungskampf zweier starker Defensivreihen, den der TuS am Ende gewinnen sollte. Die starken Meißenerinnen in Halbzeit zwei bei acht Torerfolgen gehalten zu haben, ist Ausweis einer Willensleistung, dieses Spiel durch das Begrenzen von Gegentoren erfolgreich zu gestalten. Sinnbildlich dafür stand ein Sprint von Laura Watermann, die nach einem Ballverlust im Angriff eine allein auf das Tor von Katha Wiebe zulaufende Gegenspielerin einholte und ihr auf Höhe des eigenen Neuners den Ball heraustippte.
Wohl dem, der eine tiefe Bank und talentierte A-Mädchen hat und so Ausfälle kompensieren kann. Das sollte sich zeigen, als bei beiden Teams im Verlauf des zweiten Durchgangs die Kräfte zur Neige gingen. Während die TuS-Damen personell nachlegen und so den Führungsspielerinnen wichtige Verschnaufpausen verschaffen konnten, hinterließen die Wechsel bei den Gästen doch einen spürbaren Bruch im Spiel.
Wohl auch deshalb gelang es in der entscheidenden Phase, einem drohenden Momentum-Wechsel standzuhalten. In der 49. Minute hatten sich die Meißenerinnen mit einem 3:0-Lauf in Überzahl auf 20:18 herangepirscht. Die Partie hätte zu diesem Zeitpunkt durchaus kippen können. Weil aber Kapitänin Mette Riechmann und Spielmacherin Finnja Rohlfing Pausen bekommen hatten, konnten sie in der Crunchtime nochmal nachlegen. Im Konzert mit der erneut kaum zu bremsenden Rica Löwenstein stellten sie den alten Abstand wieder her (23:18, 55.). Nach dem Anschlusstreffer durch Ariane Nehrmann zum 23:19 knapp vier Minuten vor Schluss war es Lilly Aspelmeier vorbehalten, mit einem satten Strahl zum 24:19 (57.) endgültig den Deckel drauf zu machen.
Nächsten Sonntag High Noon in Stemmer
Der verdiente Freudentaumel sollte sich indes in Grenzen halten, denn nach dem Spitzenspiel ist vor dem Spitzenspiel: Zum Abschluss der Hinrunde wartet am nächsten Sonntag mit dem HSV Minden-Nord der aktuell Drittplatzierte. Die Mädels von Jürgen Froböse haben sich bis auf die Auswärtsniederlage gegen Meißen direkt zu Saisonbeginn und eine Punkteteilung gegen Häver bislang nichts zu Schulden kommen lassen und dürfen sich weiterhin zu den Titelanwärtern zählen. Die Festung Stemmer mit einem Auswärtssieg zu nehmen, ist bislang noch keinem Team gelungen. Anwurf ist ebendort um, ja genau: 12 Uhr mittags.
TuS-Statistik: Wiebe; L. Aspelmeier (1), Droste (3), Kraus, Löwenstein (11/7), Meier (1), Püfke, Riechmann (2), Rohlfing (7), Schmidtke, Watermann, Westerhoff (1), Wittemeier.