Eine Woche nach der schmerzlichen Auswärtspleite in Veltheim haben die TuS-Handballerinnen die erhoffte Reaktion gezeigt und souverän zwei Punkte eingefahren. Mit 35:22 (18:9) behielten sie bei verbesserungswürdiger Abschlussquote auf dem Parkett der Eintracht aus Oberlübbe klar die Oberhand.
Trotz abermals luftiger Personaldecke – neben Carlotta Schütte, Vanessa Taddigs, Mara Voss und Zoé Heitland fehlten diesmal auch Laura Watermann und Maike Hoffmann – herrschte vor dem Spiel Zuversicht, die Favoritenrolle ausfüllen zu können. Im Training waren die Defizite der Vorwoche aufgearbeitet und ein Matchplan entwickelt worden, um das Nachbarschaftsderby am Hiller Berg siegreich zu gestalten.
Nachdem zuletzt etwas der Schlendrian Einzug gehalten hatte, sollten Einstellung und Laufbereitschaft diesmal über jeden Zweifel erhaben und nach Möglichkeit von Beginn an sichtbar sein. Und tatsächlich konnte in den Anfangsminuten an die stärksten Leistungen des bisherigen Saisonverlaufs angeknüpft werden. Rica Löwenstein erzielte das 0:1, und der folgende Ausgleich in der 2. Minute markierte schon das letzte Unentschieden der Begegnung.
Über 1:3, 2:8 (12.) und 3:10 (15.) setzten sich die TuS-Mädels ab und gaben dem Spielverlauf früh die gewünschte Richtung. Die kompakte und zugleich agile Deckung eroberte sich wiederholt das Spielgerät und lieferte so Futter für ein stark verbessertes Umschaltspiel. Anders als in der Vorwoche wurden die PS-Vorteile auf die Straße gebracht, und auch der gebundene Angriff wirkte strukturiert und gut anzuschauen.
Wenn es etwas zu kritisieren gibt, dann ist es die Chancenverwertung. Ab Mitte der ersten Halbzeit schlichen sich vor des Gegners Gehäuse zunehmend Nachlässigkeiten ein. Weil aber auch diese Medaille zwei Seiten hat, ist den Gastgeberinnen eine herausragende Leistung zwischen den eigenen Pfosten zu bescheinigen. Wenn auch sonst der Tag ein gebrauchter war, kann die Eintracht doch für sich reklamieren, das Torhüterduell klar gewonnen und so eine sonst möglicherweise herbe Abreibung in eigener Halle abgewendet zu haben.
Mit 18:9 aus Sicht der TuS-Frauen verabschiedeten sich die Teams zum Pausentee. Faktisch war die Partie zu diesem Zeitpunkt bereits entschieden. Ein Comeback der Eintracht war angesichts des zuvor Gezeigten ebensowenig zu erwarten wie ein Leistungseinbruch der TuS-Mädels, der die Partie noch einmal hätte spannend machen können.
Mit zwei blauen Augen davongekommen
Gleichwohl hatten sich die Gastgeberinnen zum Start nach dem Seitenwechsel offenbar vorgenommen, ihrem Publikum mehr Gegenwehr zu präsentieren als im ersten Durchgang. Beim Bemühen, ihre Abwehr als Faktor ins Spiel zu bringen, gingen sie nicht unsportlich, aber zuweilen doch etwas rustikal zu Werke. Sinnbildlich dafür steht das Bild von Anni Droste und Tamie Schmidtke, die für den Auswärtserfolg jeweils das investieren mussten, was der Volksmund ein „Veilchen“ nennt und der Mediziner ein „Monokelhämatom“.
In der 37. Spielminute war eine Schrecksekunde zu überstehen, als Spielmacherin Finnja Rohlfing nach Durchbruch gegen die Hand mit einem eher unbeholfenen, aber beherzten Griff von hinten in den Wurfam niedergestreckt wurde. Die zweiminütige Hinausstellung durch das Unparteiischen-Gespann darf als gnädig betrachtet werden. Das war nicht die feine Art, vor allem angesichts des Standes von 12:22 und eines so klaren Spielgeschehens. Weil aber glücklicherweise nichts Schlimmeres passiert ist, wird es abgehakt wie der Rest des Spiels.
Die letzten 20 Minuten wurden über die Uhr genudelt, das Auge nicht immer verwöhnend. Auf beiden Seiten fielen noch ein paar Tore. Dankeschön.
Mit einer Zwischenbilanz von 14:2 Punkten sortieren sich die TuS-Damen als erster Verfolger von Ligaprimus TuSpo Meißen (15:1) ein. Mit allem Recht darf die nächste Herausforderung also den Ehrentitel „Spitzenspiel“ tragen, wenn am kommenden Samstag (Anwurf 17:30 Uhr) die Mädels von Dietmar „Latscho“ Niemann an der Husener Straße empfangen werden. Einen klaren Favoriten gibt es dabei nicht, fest steht aber: Um gegen das bislang stabilste Team der Hinrunde zu bestehen, wird nochmal eine Leistungssteigerung erforderlich sein.
Das geneigte Sportpublikum darf sich noch aus einem weiteren Grund auf einen kurzweiligen Abend in Nettelstedt freuen: Als Doppelveranstaltung angelegt, lockt im Anschluss noch ein Schmankerl der Männer-Verbandsliga. Die zuletzt mit fünf Siegen in Folge stark auftrumpfenden Jungs von „Onkel Olaf“ Grintz (10:6 Punkte, Platz 4) bitten die Spielvereinigung Steinhagen (7:7, Rang 8) zum Tanz.
Ach ja, und wie in Nettelstedt üblich, wird es auch was zu Trinken geben.
TuS-Statistik: Wiebe; Droste (2), Halwe, Husemann, Kraus (1), Löwenstein (12/5), Meier (5), Püfke, Riechmann (2), Rohlfing (12), Schmidtke, Westerhoff (1), Wittemeier
Zeitstrafen: Eintracht Oberlübbe 6 - TuS 1